Wer möchtest du gern sein?

Nachdem ihr beschlossen habt, welche Art von Geschichte ihr bei eurem Spiel erzählen wollt, überleg dir, wer dein Charakter ist – wie sieht er aus, was kann er, woran glaubt er?

Was kann ich denn für Charaktere spielen?

Denk an die Welt, in der ihr spielen wollt, und lass dich davon leiten. Ihr spielt an einer Schule für jugendliche Hexenmeister? Spiel einen jugendlichen Hexenmeister! Ihr spielt Raumpiloten, die gegen ein böses Imperium kämpfen? Spiel einen Raumpiloten! Auf jeden Fall sollte dein Charakter einen guten Grund haben, mit den Charakteren, die sich deine Mitspieler bauen, Zeit zu verbringen und zusammenzuarbeiten.

Wie baue ich mir einen Charakter?

Jetzt ist es Zeit, Sachen aufzuschreiben. Nimm dir einen Stift und eine Kopie des Charakterbogens. Manche Leute verwenden auch gerne ausfüllbare PDFs auf einem Laptop oder einem Tablet. Das ist alles toll, Hauptsache, du kannst auf deinem Bogen Dinge ausradieren und verändern.

Ganz kurz: Aspekte

Aspekte sind Schlagworte oder kurze Sätze, die eine Sache beschreiben, die für deinen Charakter zentral und wichtig ist. Das kann alles Mögliche sein: Ein Motto, dem dein Charakter folgt; ein Persönlichkeitsmerkmal, das er aufweist; die Beziehung zu einem anderen Charakter; ein wichtiger Gegenstand oder ein wichtiges Besitztum, das ihm gehört; oder alles andere, das deinen Charakter auszeichnet und ihm wirklich etwas bedeutet.

Mit Aspekten kannst du die Geschichte beeinflussen, und zwar auf eine Art, die etwas mit den Vorlieben, Problemen oder Fähigkeiten deines Charakters zu tun hat. Du kannst sie auch benutzen, um Fakten über die Spielwelt einzuführen: Beispielsweise, dass es Magie gibt, oder dass bestimmte wichtige Verbündete, gefährliche Feinde oder geheime Organisationen überhaupt existieren.

Dein Charakter hat eine Handvoll Aspekte (zwischen drei und fünf ), darunter sein Konzept und sein Dilemma. Im Kapitel Aspekte und Fate-Punkte gehen wir noch ausführlich auf Aspekte ein – aber das sollte im Moment reichen, um dir eine grobe Idee zu vermitteln.

Konzept

Als erstes musst du das Konzept deines Charakters festlegen. Das ist eine Formulierung oder ein kurzer Satz, der deinen Charakter zusammenfasst – das Konzept sagt uns, wer du bist, was du tust und worum es dir generell geht. Wenn du dir dein Konzept überlegst, denk über zwei Dinge nach: Wie kann dir dieser Aspekt helfen und wie macht dir dieser Aspekt dein Leben schwer? Gute Konzepte machen beides.

Beispiele: Katzenmenschen-Kapitänin der Wolkenhüpfer; Sonnensänger aus der Andralwüste; Leitende Agentin der IGEFE

Dilemma

Als nächstes überleg dir, welche Eigenschaft dich immer in Schwierigkeiten bringt. Das kann eine persönliche Schwäche sein, oder ein Feind, der immer wieder auftaucht, oder eine wichtige Verpflichtung – eben alles, was dein Leben komplizierter macht.

Beispiele: Die Stählernen Meuchler wollen mich töten; Erst zaubern, dann fragen; Ich muss meinen kleinen Bruder beschützen

Noch ein Aspekt

Jetzt denk dir noch einen Aspekt aus – eine Sache, die deinem Charakter wichtig ist oder ihn interessanter macht. Ist er der stärkste Kerl in seiner Heimatstadt? Trägt sie ein mächtiges Schwert, das weit und breit bekannt ist? Redet er zu viel? Ist sie unglaublich reich?

Option: Ein oder zwei zusätzliche Aspekte

Wenn du möchtest, kannst du noch einen oder zwei zusätzliche Aspekte entwickeln. Diese Aspekte könnten die Beziehung deines Charakters zu einem anderen SC oder einem NSC beschreiben. Oder sie könnten etwas besonders Interessantes an deinem Charakter beschreiben, wie schon der dritte Aspekt, den du weiter oben entwickelt hast. Du kannst aber auch noch einen oder beide dieser zusätzlichen Aspekte offen lassen und erst im Spiel ausfüllen, wenn dir das lieber ist.

Name und Aussehen

Gib deinem Charakter einen Namen und beschreibe, wie er aussieht.

Charaktererschaffung, auf die Schnelle:

  1. Schreib zwei Aspekte auf: Konzept und Dilemma.
  2. Schreib noch einen Aspekt auf.
  3. Gib deinem Charakter einen Namen und beschreibe, wie er aussieht.
  4. Leg deine Methoden fest.
  5. Setz deine Erholungsrate auf 3.
  6. Du kannst noch einen oder zwei Aspekte festlegen und dir einen Stunt aussuchen. Wenn du möchtest, kannst du das aber auch während des Spiels machen.

Methoden

Leg deine Methoden fest.

Eine Methode beschreibt, wie du an eine Aufgabe herangehst. Jeder benutzt dieselben sechs Methoden:

  • Flink
  • Kraftvoll
  • Scharfsinnig
  • Sorgfältig
  • Tollkühn
  • Tückisch

Jede Methode bekommt einen Bonus. Du beherrschst eine Methode Gut (+3), zwei Ordentlich (+2), zwei Durchschnittlich (+1) und in einer Methode bist du nur Mäßig (+0). Später kannst du deine Methoden noch verbessern. Was diese Methoden genau bedeuten und wie du sie benutzt, erfährst du im Kapitel Wie mache ich das? – Ergebnisse, Aktionen und Methoden.

Die Methoden, die du verwendest, sagen eine Menge über dich aus. Hier sind ein paar Beispiele:

  • Der Raufbold: Kraftvoll +3, Sorgfältig und Tollkühn +2, Flink und Tückisch +1, Scharfsinnig +0
  • Der Profisportler: Flink +3, Kraftvoll und Tollkühn +2, Scharfsinnig und Sorgfältig +1, Tückisch +0
  • Der Trickbetrüger: Scharfsinnig +3, Tollkühn und Tückisch +2, Flink und Kraftvoll +1, Sorgfältig +0
  • Der Wächter: Sorgfältig +3, Kraftvoll und Scharfsinnig +2, Flink und Tückisch +1, Tollkühn +0
  • Der Dieb: Tückisch +3, Flink und Sorgfältig +2, Scharfsinnig und Tollkühn +1, Kraftvoll +0
  • Der Musketier: Tollkühn +3, Flink und Scharfsinnig +2, Kraftvoll und Tückisch +1, Sorgfältig +0

Die Leiter

Bei Fate benutzen wir eine Leiter mit Adjektiven und Zahlenwerten, um abzuschätzen, wie gut ein Charakter eine Methode beherrscht, wie gut das Resultat eines Wurfs ist, welche Schwierigkeit eine einfache Aufgabe hat usw.

Das hier ist die Leiter:

+8 Legendär
+7 Episch
+6 Fantastisch
+5 Hervorragend
+4 Großartig
+3 Gut
+2 Ordentlich
+1 Durchschnittlich
0 Mäßig
-1 Schwach
-2 Fürchterlich

Stunts und Erholungsrate

Ein Stunt ist eine besondere Eigenschaft, die die Art und Weise verändert, wie eine Methode bei deinem Charakter funktioniert. Normalerweise geben Stunts einen Bonus (fast immer +2) auf eine einzelne Methode, wenn du sie unter bestimmten Umständen bei einer festgelegten Aktion verwendest. Im Kapitel Stunts erfährst du mehr darüber, wie Stunts funktionieren.

Du kannst dir bei der Charaktererschaffung einen Stunt aussuchen oder ihn später im Spiel festlegen. Wenn dein Charakter im Laufe der Zeit besser wird, kannst du noch mehr Stunts auswählen.

Deine Erholungsrate legt fest, mit wie vielen Fate-Punkten du jede Spielsitzung beginnst. Das gilt nicht, wenn du am Ende der letzten Spielsitzung mehr Fate-Punkte hattest als deine Erholungsrate beträgt – in diesem Fall fängst du mit so vielen Fate-Punkten an, wie du am Ende der letzten Spielsitzung hattest.

Normalerweise liegt deine Erholungsrate bei 3, aber wenn du mehr als drei Stunts hast, musst du pro zusätzlichem Stunt einen Punkt von deiner Erholungsrate abziehen. Im Prinzip sind daher deine ersten drei Stunts kostenlos! Wenn dein Charakter im Laufe der Zeit besser wird, bekommst du die Gelegenheit, deine Erholungsrate zu erhöhen. Deine Erholungsrate darf nie niedriger als 1 sein.

Wie viele Stunts?

Normalerweise fängst du bei Turbo-Fate mit einem Stunt an.

Aber wenn du das erste Mal Fate spielst, ist es vielleicht einfacher, dir den Stunt erst auszusuchen, nachdem du schon ein bisschen gespielt und einen Eindruck davon bekommen hast, was ein guter Stunt sein könnte. Such dir deinen Stunt einfach nach oder während der ersten Sitzung aus.

Wenn du andererseits ein erfahrener Fate-Spieler bist, dann fällt dir wahrscheinlich ziemlich schnell auf, dass du drei Stunts nehmen kannst, bevor die Erholungsrate sinkt (genau wie in Fate Core). In diesem Fall solltet ihr euch nach dem Spieler richten, der am wenigsten Erfahrung mit Fate hat; wenn jemand das Spiel zum ersten Mal spielt und nur einen Stunt nimmt, dann sollten das die anderen Mitspieler auch so machen. Wenn ihr alle schon alte Hasen seid und mit stärkeren Charakteren anfangen wollt, dann fangt mit drei Stunts an und rockt los.